Freitag, 24. Januar 2014

Anonymisierte Bewerbungsverfahren: Vielfalt fehlt

Sich anonym zu bewerben, ohne Angabe des Geschlechts, des Alters, oder eines möglichen Migrationshintergrundes. Das hat schon was. Natürlich ist es vorteilhaft, wenn das Aussehen bei der Einstellung ebenso wenig eine Rolle spielt, wie der eigene Name. Aus diesem Grund hatte Ende 2010 die Antidiskriminierungsstelle des Bundes ein Pilotprojekt für „anonymisierte Bewerbungsverfahren“ in die Wege geleitet.

Pilotprojekt anonymisiertes Bewerbungsverfahren

12 Monate lang wurde diese Möglichkeit vom Bundesfamilienministerium, Mydays, Procter & Gamble, der Deutschen Telekom, der Deutschen Post, L´Oréal, der Bundesagentur für Arbeit von Nordrhein-Westfalen, sowie der Stadtverwaltung Celle getestet. Über 8.500 Bewerbungen sind eingegangen und wurden ausgewertet. 246 Menschen erhielten daraufhin neue Arbeits- und Ausbildungsplätze.

Derzeit untersucht die Universität Duisburg-Essen gemeinsam mit der Stadt Essen wie es um die Vor- und Nachteile einer solchen Bewerbung bestellt ist. Viele Personalchefs sind skeptisch. Es gibt einige Unternehmen, die Vielfalt auf ihren Arbeitsplätzen praktizieren. Dazu zählt auch das Uni-Klinikum, wo im Jahr 16.000 Bewerbungen vorgelegt werden. Personalchef Ralf Zimmermann erklärt, dass Bewerber keine Angst vor Diskriminierung haben müssen, denn Vielfalt sei durchaus erwünscht. Das ist allein schon durch den Fachkräftemangel im Pflegebereich eine Notwendigkeit. Er sieht in der Vielfalt einen Gewinn für Betriebsklima und Unternehmenskultur.

Ein anderer Geschäftsführer weist darauf hin, dass er möglichst viel über den Bewerber wissen will. Gute Bildungsabschlüsse und Berufserfahrung sind zwar wichtig, aber entscheidend ist „Individualität und Teamfähigkeit“.

Neues Pilotprojekt zum anonymisierten Bewerbungsverfahren in Rheinland-Pfalz

Auch in Rheinland-Pfalz gibt es derzeit ein Pilotprojekt zum anonymisierten Bewerbungsverfahren. Es läuft bis Ende 2014. Daran beteiligt sind unter anderem die Grünen-Landtagsfraktion, das Diakonische Werk Hessen und Nassau, sowie die Landesministerien für Umwelt, für Familie und für Wirtschaft. Auch in Schleswig-Holstein wird die Einführung eines möglichen Pilotprojektes gerade ins Auge gefasst.


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